GROSSER ERFOLG - DENKWÜRDIGES EREIGNIS
Allgemeingültig lässt sich der Abend kaum beschreiben, denn er schien mir von starken Emotionen geprägt. Ich spürte bei mir und den Mitschülern große Freude, Aufgeregtheit und zugleich ausgeprägte Unsicherheiten.
Das jeweilige Verhältnis, in dem diese Emotionen bei jedem einzelnen standen, wird ihre Sicht auf den Abend geprägt haben.
Frauke Gnielinski, Michael Penthin und Rainer Bensch hatten als ORGA-Team den großen Vorteil, dass sie aufgrund der Vorbereitungen den größten Überblick besaßen. Gleichwohl fungierten sie ähnlich wie Gastgeber, die organisatorische Dinge im Blick behalten mussten und eine gewisse Verantwortung zu tragen hatten.
Ihre Arbeit wurde von einer sensationellen Stimmung belohnt. Der Saal sprühte vor Energie. Es wurde gelacht, hemmungslos umarmt und man sah in viele strahlende Gesichter.
Aber unter den Anwesenden gab es auch einige, die nicht sofort einen Anker in Form eines vertrauten Gesichts fanden; die sich separiert fühlten und erst langsam Vertrauen gewinnen mussten. Für sie muss der Überschwang der anderen eher Stress bedeutet haben.
Lustig fand ich, dass die meisten Charaktere sich treu geblieben sind. Damals laute Mitschüler waren wieder laut, einige hatten ihre Ironie gepflegt, ebenso erlebte ich Charme und Witz bei denen, die mich schon in der Schulzeit damit beeindruckten.
Optisch war die Gruppe auch nicht von schlechten Eltern. Überwiegend schick gekleidet wirkten alle körperlich agil und hatten junge, lebendige Augen. Teilweise lag es möglicherweise daran, dass das Aufeinandertreffen von Jugendfreunden einiges ausmachte. (Für mich bemerkenswert, nachdem ich bei ähnlichen Gelegenheiten schon ganz andere Zustände erlebt hatte.)
Ich nenne keine Namen, daher darf ich wohl anmerken, dass sogar frühere Attraktivitäten auch heute noch bestehen, wie mir der ein oder andere mitteilte. Ich hoffe, der geneigte Leser, vor allem die geneigte Leserin, fasst das für sich als Kompliment auf.
Der Abend brachte auch ungeahnte Überraschungen:
Von ein paar Ex-Mitschülern erfuhr ich eine ganz andere Sicht auf die damaligen Verhältnisse als ich sie bisher annahm. Es war erfrischend, zu hören, welches Bild jemand all die Jahre von einem selbst hatte.
Endlich wurde ausgesprochen, welchen Stress der Sportunterricht bereitete, wenn Mannschaften gebildet wurden – und am Ende immer jemand der letzte war, der gewünscht wurde.
Auch hörte ich Urteile über unsere Lehrer, die ich von dieser Warte aus nie gesehen hatte.
Kurz war ich an einem Gespräch beteiligt, in dem es um soziale Unterschiede ging, die damals als Belastung empfunden wurden. Ich hatte keine Ahnung, dass sich jemand, mit dem ich Jahre lang viele Stunden in einem Raum lernte, als arm oder aus nicht passenden Verhältnissen vorkam.
Erwartbarerweise wurde viel über die Schulzeit reflektiert.
Vom Hörensagen bekam ich auch mit, dass einige trotz Interesse lieber nicht gekommen sind, weil sie noch heute unter zu unschönen Erinnerungen leiden.
Das macht mich betroffen und ich hoffe, dass nächstes Mal doch alle kommen.
Einige fehlten natürlich aus Termingründen, krankheitsbedingt oder weil sie mittlerweile auf der anderen Seite der Erde wohnen.
Das ORGA-Team hatte für eine stimmungsvolle Dekoration gesorgt, passende Musik vorbereitet und sich sowohl mit den Namensschildern als auch der Begrüßung viel Mühe gegeben. Danke!!!
Obschon ich meine Ansprache nur nutzen wollte, um im Namen aller dem ORGA-Team einschließlich der leider verhinderten Sabine Reske zu danken, überkam mich angesichts der aktuell brodelnden Zeiten der Gedanke, dass wir alle einen heterogenen Ausschnitt der Generation darstellen, die die letzten Jahrzehnte prägte.
Spontan sprach ich es aus und erinnerte daran, dass Olaf Scholz gerade erst 66 wurde und damit grob in unsere Generation passt.
Eure Reaktion war deutlich: Raunende Ablehnung. :-))
Zugegeben, die meisten von Euch haben 60 Jahre noch nicht erreicht, aber einige von uns sind auch schon drüber.
Zur Erklärung:
Mich treibt immer die Frage um, wie der Mensch und die Menschheit zu begreifen sind, warum wir uns unser kurzes Leben auf der Erde oft selbst schwer machen. Und da war dieses Treffen für mich schon speziell, eben weil wir einen großen Haufen von sich gegenseitig dutzenden Menschen bildeten, dessen Individuen Jahrzehnte getrennt von einander agierten und der sich nur trifft, weil wir dieselben Jahre in derselben Schule verbrachten. Eine spannende Konstellation.
Schade, dass der Abend zu kurz war, um mit allen ins Gespräch zu kommen.
Nochmals möchte ich hier ein Dankeschön ans ORGA-Team ausdrücken - diesmal für die Würdigung aller bereits verstorbenen Mitschüler!
Die Wahl des Lokals Sparta war großartig:
Sehr freundliches Personal, zivile Preise und Gerichte von einer Üppigkeit, dass nicht wenige von Euch offenbar auch am nächsten Tag durch die Doggybags noch gut gesättigt wurden.
Die Parkplatzsituation war ebenso komfortabel wie die Möglichkeit des kleinen Ausflugs auf die Wiese, wo schließlich das Bild des Abends gemacht wurde:
In dieser Gruppe sieht man national und international erfolgreiche Geschäftsfrauen und –männer (einige führen in hoher Verantwortung eigene Betriebe), Politiker, Sportler von Weltrang, einen Bundesgerichtshof-Richter, mindestens einen hochkompetenten Arzt, dem aus gutem Grund auch die Prominenz vertraut, kreative Innenarchitekten, viel gefragte Gebäudearchitekten, mehrere Fernsehschaffende, deren Produkte jeder schon mal gesehen hat, Lehrer und Lehrerinnen, die das Kunststück schaffen, nicht an den aktuellen, multikulturellen Gegebenheiten zu scheitern, ein eigenständiger Schulgründer, Sozialarbeiter mit sehr großer Verantwortung, mindestens einen knallharten Rechtsanwalt mit klarem und klugen Blick auf die eigenen Fähigkeiten - und Offiziere, von denen ich einen sympathischen Eindruck mitnehme.
Vor allem aber sieht man ganz viele freundliche MENSCHEN mit positiven Gesichtern.
Bei der Aufzählung fehlen sicher ein paar eindrucksvolle Professionen. Dies allein nur deshalb, weil sie mir an dem Abend mangels Zeit verborgen blieben.
Es ist nicht meine Sache, den genannten Berufen passende Namen zuzuordnen. Ob andere wissen dürfen, wer was gemacht hat, muss jeder für sich entscheiden.
Ihr wisst, dass ich diese Informationen spannend finde und daher ein Formular in der Homepage unter „Deine Infos bitte!“ bereitgestellt habe.
Wer es mir ausgefüllt sendet, findet die Fakten kurz darauf auf dieser Homepage unter "Alle Abiturienten".
Tratschen tue ich trotzdem und gebe hier zwei Gesprächssituationen wider:
Auf der Wiese trafen Matthias Hänsch und ich auf Petra Burkandt, Elke Vogt und Petra Zarrath. Jahrzehnte hatte ich keinen der vier gesehen. Petra Zarrath erinnerte sich spontan an ein Geburtstagsgeschenk, das Matthias und ich ihr damals gemacht hatten: Es war sehr groß und üppig verpackt. Als sie das Papier aufriss, kam eine schwarze, illegal entwendete, Mülltonne zum Vorschein – gefüllt mit gut riechenden Parfüm- und Kosmetikproben.
Vermutlich kam die Idee mit der Tonne von Matthias. Ich war sicher für den Inhalt zuständig, denn als Nachmittagsverkäufer bei Drogerie Seemann in der Gerhard-Rohlfs-Straße saß ich an der Quelle.
Die zweite Anekdote erzählte Wolfgang Lindenberg, der mit Rainer Bensch und mir nachts um zwei quasi das Licht ausmachte.
Wolfgang berichtete spannend und voll Leidenschaft von seiner beruflichen Tätigkeit und der Tatsache, dass er sich dazu mit der Kritischen Psychologie auseinandersetzt:
Unter anderem geht es darum, dass wohl kein Mensch grundlos agiert. Nur urteilen wir oft falsch, weil wir uns nicht die Zeit nehmen, den wahren Grund zu eruieren.
Um dies zu verdeutlichen erklärte uns Wolfgang das Bild vom IKEA-Mann:
Eine junge Frau kauft bei IKEA einen Kleiderschrank, lässt ihn sich in die Wohnung liefern und baut ihn auf.
Ihre Wohnung liegt neben einer Straßenbahnlinie. Als die Bahn vorbeifährt, fällt der Kleiderschrank in sich zusammen.
Sorgsam studiert sie nochmals die Bedienungsanleitung und baut den Schrank erneut auf.
Doch als die Bahn vorbeifährt, bricht der Schrank wieder zusammen.
Sie ruft bei IKEA an und gerät an einen jungen Mitarbeiter, der bereit ist, sich die Sache nach Feierabend vor Ort anzusehen.
Also kommt der IKEA-Mann in ihre Wohnung, baut den Schrank auf und stellt fest, dass dieser zusammenfällt, sobald die Straßenbahn kommt.
Er sagt:
„Gnädige Frau, ich stelle den Schrank erneut auf und werde einfach mal hineingehen, um mit dem Licht meiner Taschenlampe zu prüfen, was genau passiert, wenn die Straßenbahn vorbeifährt.“
Gesagt getan. Er baut den Schrank auf und stellt sich hinein. Die Frau will sich erkenntlich zeigen und rennt in den Keller, um eine Flasche Bier für den IKEA-Mann zu holen.
In dem Moment kommt ihr Ehemann nach Hause. Er freut sich über den neuen Schrank, öffnet ihn und sieht darin den IKEA-Mann mit seiner Taschenlampe:
Entrüstet fragt der Ehemann: „Was tun Sie im Schrank meiner Frau?“
Der IKEA-Mann antwortet: „Ich warte auf die Straßenbahn.“
Diese herrliche Geschichte war für mich der fröhliche Abschluss eines gelungenen Abends.
Herzliche Grüße
Euer Tim
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