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FORMEL EINS wurde in München produziert. Allerdings spielt im Unterhaltungsfernsehen des Raumes 1984 unser Sender Radio Bremen in der absoluten Oberliga:

In der deutschen Fernsehlandschaft ist es kein Geheimnis, dass der Bremer Sender besonders gut für junge Talente ist. Selbst der WDR lässt seine viel versprechenden Neuzugänge gerne in Bremen debütieren. So auch ein Junge namens Hans-Peter Kerkeling:

 

 

 

Tatsächlich ist Bremen für einige sehr inspirierend.

Der große Rudi Carrell lässt sich 1984 vom Bremer Schmuddelwetter zu folgendem Clip animieren:

 

 

 

Carrells Partnerin Beatrice Richter spielt sich 1984 in unsere Schulgeschichte. Das kam so:

Bei einem Volleyball-Turnier in der Eggestedter Straße hatte ich meine Super-8-Kamera laufen. Nachdem der Film entwickelt war, fand ich das Ergebnis wenig herzeigbar und suchte nach einem Kniff, die Sache etwas aufzupeppen. Immerhin erwarteten diejenigen von Euch, die gefilmt worden waren, das Werk zu Gesicht zu bekommen.

 

Stephanie Weber und ich kamen auf die Idee, dem Film einen überraschenden Vorspann zu verpassen. Wir wollten versuchen, die Anmoderation in der Studio-Dekoration von Rudi Carrells „Tagesshow“ zu drehen.

 

Im tiefen Winter haben Stephanie und ich uns mit Bus und Straßenbahn auf den Weg zu Radio Bremen begeben. Unsere Stadt ist ja echt lang. Die Fahrt dauerte ewig. Kurz vor dem Ziel blieb die Straßenbahn stecken, und wir mussten zwei Kilometer durch den hohen Schnee stapfen. Entsprechend feucht und dreckig klingelten wir beim Pförtner von Radio Bremen. Das war wirklich toll und aufregend für uns damals.

 

Man schickte uns in die Kantine und sagte, Herr Carrell werde demnächst dort Pause machen. Dann könnten wir ja unser Glück versuchen.

Durchgefroren stellten wir uns in der noch leeren Kantine an die Theke und bestellten Kaffee. Beim Bezahlen hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Direkt neben uns standen Beatrice Richter und Dieter Krebs. Zwei echte Fernsehstars. Und die mussten warten, bis Stephanie und ich an der Kasse fertig waren.

Entschuldigt, wenn ich hier meine Kindheitserinnerung so wiedergebe, wie ich sie damals empfunden hatte!

 

Vermutlich war die Tatsache, dass zwei durchnässte Schüler mit Super-8-Ausrüstung aufs Fernsehgelände gelangt waren, bereits im Studio herumerzählt worden. Und dass solche Kinder stottern oder verstummen, wenn plötzlich ein Star vor ihnen steht, war den meisten Prominenten mittlerweile bekannt. Also brach Beatrice Richter das Eis, indem sie laut zu Dieter Krebs sagte: „Dieter darf ich Dir meine Freunde vorstellen!“

Schlagfertig wie er war, antwortete Dieter Krebs: „Jetzt mach’ Dich mal nicht jünger als Du bist.“

 

Rudi Carrell war leider nicht einverstanden, dass wir sein Studio benutzten, aber die großartige Beatrice Richter bot an, uns für unseren Film eine Anmoderation zu sprechen.

Große Klasse - aber: Im Jahre 1984 ist Filmen für Amateure noch sehr schwierig. Man benötigt vor allem richtig viel Licht, sonst ist alles schwarz. Das Studiolicht schied bekanntlich aus und eine 500-Watt-Lampe hatte ich leider nicht im Gepäck. Wie erwähnt war Winter. Draußen war es bereits dunkel.

 

Aber auch da hatte Beatrice Richter eine Lösung, für die ich ihr noch immer ein Busserl schuldig bin:

Sie sagte, sie kenne einen Raum in Bremen, der entsetzlich hell sei, worüber sie sich schon mehrfach geärgert hätte. Sie sprach von der Damentoilette am Hauptbahnhof.

So verabredeten wir uns für denselben Abend am Bremer Hautpbahnhof zum Dreh. Beatrice Richter wurde natürlich von jedem erkannt. Kurzerhand schaffte sie es, einen Polizisten dazu zu bringen, die Damentoilette von außen zu bewachen, so dass wir ungestört die Aufnahme machen konnten. Leider klappte es mit dem Ton nicht. Aber meine talentierte Freundin Stephanie Weber übernahm später die Synchronisation:

 

 

Den Film, für den diese Ansage bestimmt war, wird später sicher noch auf dieser Homepage veröffentlicht werden.

 

 

 

Soweit unser kleiner Gang durch meinen Raum von 1984.

 

Gerne hätte ich ein paar Fakten über die Schule an der Eggestedter Straße hier erläutert.

Eine Art „Was wurde aus …?“ wäre interessant. Aber der Tod kam dazwischen. Denn meine Quelle wäre unser damaliger Sportlehrer Gero Kinne gewesen. Zuletzt sah ich ihn vergangenen Sommer bei passabler Gesundheit anlässlich der Beerdigung von Ingo Scheller.

Kaum erfuhr ich vom Abitreffen, wollte ich sofort Herrn Kinne kontaktieren. Es wäre sicher nett gewesen, mit ihm die Vergangenheit aufleben zu lassen und das ein oder andere aus reflektierter Perspektive des Lehrers zu hören.

Aber leider ist Herr Kinne Anfang dieses Jahres für immer von uns gegangen.

 

Damit bin ich gedanklich bei all den ehemaligen Mitschülern, hinter deren Namen ich in meinen Filmclips „verstorben“ schreiben muss.

Es macht mich traurig. Sie waren viel zu jung, um zu gehen.

Unwillkürlich denke ich auch an die, denen das Leben in den vergangenen vierzig Jahren nicht gut mitgespielt hat. Ich weiß nicht, wen im Einzelnen es schlimm getroffen hat. Aber auf die Ungerechtigkeit an sich ist doch verlass. Also wird es einige meiner Leser geben, deren Schicksal hart ist oder war.

 

Ich schreibe an meine ehemaligen Mitschüler, also stelle ich sie mir vor – die Glücklichen und die weniger Glücklichen.

 

Es würde mich freuen, wenn die Anstrengungen des Orga-Teams am 15.6. zu unser aller Freude durch rege Teilnahme belohnt und wir einen fröhlichen Abend erleben werden.

 

Bis dahin mit herzlichen Grüßen aus Wien

Euer

Tim